Zur Schulzeit habe ich nie daran gedacht, jemals zu studieren, da auch in meiner Familie noch keiner studiert hat. So etwas schien viel zu weit weg für mich. Doch schon in meiner Kindheit habe ich viel getüftelt und Fahrräder, Roller und Haushaltsgeräte repariert. Ich wollte schon immer wissen, wie technische Geräte funktionieren und weshalb sie genau so konstruiert sind, wie ich es beim Zerlegen festgestellt habe. Nachher habe ich sie wieder zusammengesetzt und siehe da – sie funktionierten wieder! Gerade die mathematisch-naturwissenschaftlichen Fächer und technischen AGs in der Gemeinschaftsschule haben mir sehr gelegen und ich habe weiterführend die Fachoberschule Technik besucht. Hier haben mich die eingebundenen Praktika begeistert.
Statt Theorie und Sprachen lerne ich lieber Anwendungen und Vorgehensweisen und übertrage mein Wissen in eine konkrete Fragestellung. Daraus entwickle ich eine Lösung des Problems und setze diese um. Erst nach meiner Berufsausbildung zum Industriemechaniker merkte ich, dass mich die Tätigkeit auf Dauer nicht ausfüllen würde und ich mehr Wissen und Fähigkeiten erlangen wollte. Außerdem versprach ich mir mit einer verantwortungsvollen Tätigkeit bessere Zukunftsperspektiven und finanziell unabhängiger zu sein.
So habe ich an der htw saar Maschinenbau im Bachelor-Studiengang mit Schwerpunkt Produktentwicklung studiert und anschließend noch das Masterstudium Engineering und Management angehängt. Mit meinem technischen Verständnis, logischen Denken, räumlichem Vorstellungsvermögen und meiner Kreativität war ich dafür bestens gerüstet.
Schließlich werden im Studium an der htw saar die theoretischen Grundlagen immer in Hinblick auf die praktische Anwendung vermittelt. Zu den Fächern gibt es stets praktische Übungen und Labore. Ganz wichtig waren die Projektarbeiten, in denen man das Wissen aus den einzelnen Fächern zusammentragen, umsetzen und etwas Neues entwickeln und bauen konnte. Mich haben besonders die Inhalte aus der Konstruktion, Simulation und Bauteildimensionierung im Zusammenspiel mit dem Werkstoff interessiert.
„Neue Techniken entwickeln und Einstellungen überdenken“
Ich habe kooperativ studiert, was bedeutet, dass ich parallel zum Studium in Unternehmen schon Ingenieuraufgaben übernehmen konnte und in betriebliche Abläufe eingebunden war. Hier habe ich Studierenden einer technischen Universität viel voraus! Meine Abschlussarbeiten und Projekte habe ich im Unternehmen angefertigt. Sie verstauben nicht in der Schublade, sondern entsprangen konkreten Aufgaben, und die Ergebnisse wurden auch umgesetzt. Etwas Sinnvolles als junger Ingenieur geschaffen zu haben, macht mich stolz! Andere Arbeitsweisen konnte ich bei einem Auslandsaufenthalt kennenlernen und dort mein Englisch verbessern.
Als Ingenieur trage ich auch gesellschaftliche Verantwortung. Denn Technik und neue Technologien erhöhen den Lebensstandard und erleichtern das Leben, doch sie können auch negative Folgen haben. Das sieht man an der Umweltzerstörung und am Klimawandel. Deshalb brauchen wir gut ausgebildete und pfiffige Ingenieure, die neue, alternative Techniken entwickeln können, wenn wir unseren derzeitigen Lebensstandard erhalten und gleichzeitig Klima und Umwelt schützen wollen. Aber allein nur durch Technik geht das nicht, sondern wir müssen auch unsere Einstellungen überdenken und unsere Gewohnheiten ändern!
In meiner Bachelorthesis habe ich ein Prüfsystem zur Qualitätskontrolle von Eisenbahnrädern möglichst leicht und ergonomisch konstruiert. Dadurch ist die Handhabung einfacher geworden, und die Prüfung kann schneller und effizienter durchgeführt werden. So sind unsere Züge noch ein bisschen sicherer. In meiner Masterthesis habe ich das Verschleißverhalten an Kupplungen in hydraulischen Antrieben untersucht und daraus Verbesserungsmaßnahmen abgeleitet und entwickelt. Die Versuche ergaben, dass nun die Lebensdauer des Antriebs höher sowie Materialeinsatz und Betriebskosten geringer sind. Zurzeit arbeite ich als Laboringenieur im Werkstoffkundelabor an der htw saar. In der Lehre gebe ich mein Wissen in Laboren an Studierende weiter. In der Forschung beschäftige ich mich damit, Werkstoffe konstruktions- und fertigungsgerecht auszuwählen und durch entsprechende Prozesse an die Gegebenheiten anzupassen. Dadurch können Konstruktionen leichter und langlebiger gestaltet werden und sind somit ressourcenschonender und umweltfreundlicher.
Wir sind heute überall umgeben von Technik, ob in Autos, Windenergieanlagen oder zu Hause. Staubsauger, Waschmaschinen und Spülmaschinen – wir wollen darauf nicht mehr verzichten. Im Ingenieurstudium erwirbt man die Fähigkeit, die Techniken zu verstehen, um sie so zu verbessern oder auch etwas ganz Neues zu entwickeln. Als Ingenieur/in ist man vielseitig einsetzbar und versteht die technischen Zusammenhänge. Wer für unser Leben und unsere Gesellschaft etwas verbessern möchte und zu den drängenden Fragen des Klimawandels und des Umweltschutzes etwas beitragen will, braucht clevere Ingenieure/innen, die übergreifend denken und neue Dinge entwickeln sowie bestehende Dinge neu denken können. Dafür muss man kein Mathegenie sein oder „Daniel Düsentrieb“, sondern mit gesundem Menschenverstand und Kreativität technische Probleme anpacken, um die Herausforderungen der Zukunft wie die der erneuerbaren Energien, der Mobilität oder der Medizintechnik zu meistern.